Fr. 24.06.16 kinoki mikrokino
19:00 Depot, Breitegasse 3
Vor 120 Jahren wurde Dziga Vertov geboren: unermüdlicher Avantgardist, bedeutender Pionier der Filmgeschichte und erster Theoretiker des Dokumentarfilms. Seine Filme beschreiben nicht eigentlich die Gesellschaft wie sie war, sondern wie sie noch werden sollte. Stets spürt man in ihnen dieses utopische Vorauseilen. Seine Filme sind ein Brunnen, der unseren Durst weiterhin löscht, auch wenn die Quelle versiegt ist.
Im Land der Kinoveteranen
D 1996, 86min., R: Thomas Tode, Ale Muñoz und Rasmus Gerlach
Diese Filmexpedition zu Dziga Vertov beginnt auf dem Schienenstrang als Expedition in Vertovs Moskau (Darsteller des Rechercheurs: Ale Muñoz). Eine Filmgruppe folgt seinen Filmen und Manifesten, aber registriert auch die Veränderungen im Russland der Perestroika. Wurden zu Vertovs Zeiten Lenin-Statuen errichtet, so werden sie nun gestürtzt. Die Zeiten werden ineinander geblendet angesichts der Gemeinsamkeit: Revolution in Russland! Ein 20-jähriger junger Mann meldet sich beim Moskauer Filmkomitee. Er will die Ereignisse der Revolution filmen. Er heißt Dziga Vertov und proklamiert seine Theorie des Film-Auges in militanten Manifesten: »Ich bin Film-Auge. Von heute ab und in alle Zukunft befreie ich mich von der menschlichen Unbeweglichkeit. Ich bin in ununterbrochener Bewegung. Ich nähere mich und entferne mich von den Gegenständen, ich krieche unter sie, ich klettere auf sie, ich bewege mich gleichsam mit dem Maul eines galoppierenden Pferdes.«
Vorfilm: Moskau Enigma
1994/2016, 12min., R: Ale Muñoz
Am 8. März 2015 ist der Filmemacher, Architekt und Höhlenforscher Ale Muñoz im Alter von 50 Jahren in einer spanischen Höhle an Sauerstoffknappheit verstorben. Dieser Abend ist unserem Freund gewidmet, den wir sehr vermissen.
Anschließend Gespräch mit Thomas Tode und Rasmus Gerlach.
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"Ich setze voraus, dass in jeder Gesellschaft die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert, organisiert und kanalisiert wird – und zwar durch gewisse Prozeduren, deren Aufgabe es ist, die Kräfte und die Gefahren des Diskurses zu bändigen, sein unberechenbar Ereignishaftes zu bannen, seine schwere und bedrohliche Materialität zu umgehen." Michel Foucault